Dem Schweigen eine Stimme geben ist wie ein Pflaster für die Seele
Die Maidandacht am 22. Mai 2025 in Neubodendorf stand unter einem ganz besonderen Motto der Erinnerung:
Die am 2. Februar 1945 aus dem Todeslager Mauthausen geflüchteten vorwiegend russischen Offiziere wurden als“ Verbrecher“ gejagt, erschossen, gestapelt, zum Sammelplatz Ried transportiert und im KZ Mauthausen verbrannt. Von den ca. 500 geflohenen Gefangenen haben nur 11 überlebt (ein paar haben sich bei einem Güterzug in Lungitz unten draufgehängt und sind so entkommen).
Fakten zum KZ Mauthausen/Block 20:
5000 SS-Soldaten waren in Mauthausen und in Gusen zur Sicherung der Gefangenen und zum Morden beschäftigt.
100.000 Gefangene wurden ermordet, 200.000 waren gefangen.
Als K-Häftlinge aufgrund des Kugel-Erlass vom Mai 1944 wurden ca. 4700 Gefangene in den Block 20 deportiert.
4400 wurden erschossen, erschlagen bzw. sind verhungert.
Der Block 20 war ein isolierter Block mit vorwiegend russischen Offizieren, die Gefangenen sollten alle ermordet werden. In diesem Block gab es verschärfte Haftbedingungen und zahleiche Schikanen.
Essen gab es teilweise nur alle 3 Tage und nur 5 Löffel, wer einen Löffel voll mehr nahm, wurde sofort erschossen.
Es gab keine Betten, keine Medikamente, täglich mussten die Gefangenen um 5 Uhr antreten zu 100 und am nassen Boden robben bzw. stundenlang stehen, bis der Lagerleiter kam. Die Überlebensdauer in diesem Block 20 betrug 3-4 Wochen.
Am 27.Jänner 1945 wäre der Ausbruch wegen der aussichtslosen Lage geplant gewesen, da der Ausbruch verraten wurde, sind 25 Offiziere sofort erschossen worden und die Aktion musste um eine Woche auf den 2. Februar verschoben werden.
Am 2. Februar 1945 wurden einige Wachen mit Steinen und Feuerlöschern überwältigt und der elektrische Stacheldraht mit nassen Decken durch einen Kurzschluss lahmgelegt.
Sofort wurde eine Fahndung eingeleitet, keiner der Geflüchteten sollte lebend ins KZ zurückkommen.
Die im Lager gebliebenen kranken Gefangenen vom Block 20 wurden noch in der Nacht am 2. Februar erschossen.
Die Befreiung des KZ Mauthausen und das Ende des Krieges - ein paar Fakten
Bereits am 3. Mai 1945 flohen die letzten SS Soldaten vom Lager Mauthausen und den Nebenlagern, nur einige Wachposten waren noch besetzt. Zwei Tage später, am 5. Mai wurden 40 000 Gefangene von den Amerikanern befreit.
Überlebende von Mauthausen haben 20 Jahre danach noch immer Albträume gehabt und in der Nacht aufgeschrien.
Josef Niedermayer wurde beim Russlandfeldzug verwundet. Nach seiner Genesung wurde er Lagerführer von Block 20. Er ist 1947 zum Tode verurteilt worden, ebenso Eigruber, der Gauleiter und Landeshauptmann von O.Ö, der sehr erfreut war, dass in seinem Gau ein KZ errichtet wurde.
Der Lagerleiter vom KZ Mauthausen Ziereis wurde von den Amerikanern auf der Flucht angeschossen und am 23. Mai 1945 ins Lazarett nach Gusen gebracht, seine Leiche wurde dort nach dem Verhör von ehemaligen Häftlingen an den Zaun im Außenlager Gusen gehängt.
Viele Nazi haben 1945 nicht als Befreiung, sondern als Niederlage gesehen. Der Verführer A.H. hat am Ende des Krieges, als schon absehbar war, dass er auf der Verliererseite steht, seinen ganzen Hass gegen die Juden auch gegen sein eigenes deutsches Volk gerichtet (Kämpfen bis zum Schluss, um jeden Preis, ohne Rücksicht auf Verluste). Am Ende des Krieges haben die Nazis ihr wahres Gesicht gezeigt. (Todesmärsche usw.)
Gedenken heißt, mit einem nicht vorstellbaren Ausmaß an mörderischer und menschenverachtender Gewalt konfrontiert zu werden: wie ein Schüler der 7. Klasse zu einem KZ-Überlebenden 96-jährigen Zeitzeugen in der Schule sagte: Ich kann mir vorstellen, sie haben großes Leid erfahren. Entschuldigung, antwortete der Zeitzeuge dem Schüler, das können Sie sich nicht vorstellen.
Wir gedenken heute nach 80 Jahren an zwei Schauplätzen in unserer Pfarre Katsdorf, wo Leichen der Hasenjagd gestapelt waren, derer, die hier keine menschenwürdige Aufbahrung erfahren haben, sondern wie verendete Tiere gestapelt waren und auch kein würdiges Begräbnis bekommen haben.
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen.
Ein weißes Kreuz wird aufgestellt und 7 Kerzen werden entzündet.
Beim 2. Schauplatz der Maiandacht möchten wir auch das Licht erwähnen, das in der Dunkelheit leuchtet.
3 Familien haben Flüchtlinge der Hasenjagd versteckt: Langthaler, Mascherbauer und Wittberger
Maria Langthaler aus Schwertberg war sehr gläubig, sie sagte zu den beiden Geflüchteten: Ich habe 5 Söhne im Krieg und will dass sie wieder nach Hause kommen. Auch deine Mutter in Russland wird auf dich warten.
Der Postenkommandant von Mauthausen Fleischmann hat sich mit seinen Gendarmen der Suchaktion widersetzt und keinen einzigen aufgegriffen.
2 Gendarmen in Schwertberg verwischten die Spuren von Geflüchteten im Schnee vor der SS.
Eine Frau in Katsdorf hat nach dem Ausbruch aus dem KZ täglich gekochte Kartoffel vor die Haustüre gelegt, die waren immer weg.
Franz Wenigwieser: Meine persönlicher Bezug zu diesen Ereignissen:
Gefängnisseelsorger in Bochum bei einem KZ-Aufseher
Meine Oma und Mama hatten zwei Jugendliche versteckt, die nicht einrücken wollten, bei meinem Elternhaus auf der Hoad vor Kriegsende. Die SS hat Gott sei Dank diese Jugendlichen nicht gefunden, da sie mit den Hunden nur am Heuboden gesucht haben.
Zwei vom KZ Mauthausen entlassene Häftlinge waren zwei Monate bei uns am Hof auf der Hoad am Heuboden nach der KZ-Befreiung, und wurden von meiner Mama und Oma versorgt, bis sie wieder fit waren. Sie haben unseren Hof vor Plünderungen geschützt, weil sie russisch konnten.
Eine jüdische Zeitzeugin in Berlin erzählte, dass sie als Kind zwei Jahre vor dem Kriegsende von einem Deutschen in seiner Gartenlaube versteckt war. Sie sagte: Nicht alle Deutschen waren Nazi! In dem Viertel von Berlin, wo sie wohnte, das von den russischen Soldaten der Roten Armee vor 80 Jahren befreit wurde, wurde nicht geplündert und nicht vergewaltigt (es gab auch solche russische Soldaten). 10 Jahre hat sie ihren Vater in Berlin gesucht, der 44 in Ausschwitz ermordet wurde. Ihre Mutter heiratete nach dem Krieg den Laubenbesitzer.
Ein ukrainischer Soldat, der an der Front vor 2 Jahren schwer verwundet wurde, gab nach seiner Genesung ein Interview im Fernsehen: Er sagte er habe den Einsatz an der Front nur deshalb überlebt, weil die Russen vor ihm bewusst in die Luft geschossen haben.