Ölweihmesse im Linzer Mariendom mit 100 jungen Ministrant:innen
In den diözesanen Bischofskirchen werden jedes Jahr am Gründonnerstag (oder einem anderen osternahen Tag vor dem Gründonnerstag) durch den Ortsbischof die heiligen Öle geweiht, die anschließend in der gesamten Diözese verteilt werden: das Chrisamöl, das Krankenöl und das Katechumenenöl. In der Diözese Linz wird die Chrisam-Messe (Missa Chrismatis) traditionell am Mittwoch vor dem Gründonnerstag gefeiert. Bei der Feier wurden mehrere große Kessel mit Öl in der Karwoche zum Altar im Linzer Mariendom gebracht und dort im Beisein von zahlreichen Priestern, Diakonen, Ordenschrist:innen und Gläubigen der Diözese Linz vom Bischof geweiht. „Die Weihe der Öle verweist auf das Ostergeheimnis, auf unsere Würde als Töchter und Söhne Gottes, auf unsere Berufung und Sendung“, so Bischof Scheuer.
Mit Bischof Scheuer feierten unter anderem Generalvikar Severin Lederhilger, die Linzer Bischofsvikare, Mitglieder des Domkapitels, die Äbte von Wilhering und Kremsmünster Reinhold Dessl und Bernhard Eckerstorfer und der Propst von St. Florian Klaus Sonnleitner. Die Priester und Diakone erneuerten in diesem Gottesdienst zudem ihr Weiheversprechen und baten erneut um die Weihegnade.
Das Besondere an der heurigen Chrisammesse: Bischof Manfred Scheuer hatte jugendliche Ministrant:innen („Maxi-Minis“) aus ganz Oberösterreich, von denen sich die meisten in diesem Jahr auf die Firmung vorbereiten, zur Mitfeier eingeladen. Etwa 100 Jugendliche waren dieser Einladung gefolgt und boten ein beeindruckendes Bild.
Etwa 100 Ministrant:innen nahmen am Gottesdienst teil. / © Diözese Linz - Kienberger
„Lebst du als Zeuge der Auferstehung Jesu?“
Bischof Scheuer erzählte in seiner Predigt von einer Visitation aus seiner Zeit als Bischof von Innsbruck, bei der er von einem Achtjährigen gefragt wurde: „Hast du schon gelebt, als Jesus von den Toten auferstanden ist?“ Das könne man als naive Kinderfrage verstehen, diese Frage sei aber lebensentscheidend und treffe den Nerv des Glaubens, so Bischof Scheuer: „Lebst du in einer Gleichzeitigkeit und lebendigen Beziehung mit dem gekreuzigten und auferstandenen Jesus? Lebst du als Bischof, als Priester, als Diakon, als kirchliche Mitarbeiterin, als Ministrantin als Zeuge und Zeugin der Auferstehung Jesu? Lebst du aus der Quelle einer unverbrauchbaren Hoffnung?“ Genauso stelle sich auch aus dem Glauben heraus die Frage: „Wofür lebst du? Wofür brennst du? Was möchtest du unbedingt anderen mitteilen, weil es so kostbar, so schön und so wertvoll ist?“ Es brauche echtes Dabei-Sein, echte Präsenz, die ein Sich-Aussetzen und Verwundbarkeit bedeute. „Die Gegenwart ist der Ort der Erfahrung Gottes. Gott umarmt uns durch die Wirklichkeit. Und die Gegenwart ist der Kairos, die beste Gelegenheit für die Nachfolge Jesu“, so Bischof Scheuer. „Wir feiern zu Ostern den Tod und die Auferstehung Jesu. Wir glauben, dass Jesus bei der Feier der Eucharistie mit seiner durch das Kreuz hindurchgegangenen Liebe gegenwärtig ist.“
Predigt Bischof Manfred Scheuer / © Diözese Linz - Kienberger
Bischof Scheuer wandte sich in seiner Predigt auch direkt an die Ministrant:innen, an die Priester und Diakone und die diözesanen Mitarbeiter:innen und dankte ihnen für ihren Dienst und ihr Zeugnis.
Predigtgedanken von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen
Bildergalerie Weitere Bilder der Ölweihmesse im Linzer Mariendom
„Maxi-Mini-Tag“ mit vielseitigem Programm und einzigartigen Erfahrungen
Die 100 jugendlichen Ministrant:innen erlebten nicht nur die Chrisammesse, sondern beim „Maxi-Mini-Tag“ auch ein vielseitiges Rahmenprogramm, das von Mitgliedern des diözesanen Ministrant:innen-Arbeitskreises organisiert worden war. Es bestand aus verschiedenen Elementen, die in Verbindung zur Liturgie der Chrisammesse standen. Dazu zählten eine Hinführung zur Feier, die ausgehend von vom Gebrauch von Öl im (biblischen) Alltag die Bedeutung der Heiligen Öle und ihre Verwendung aufzeigte. In einer interaktiven Auseinandersetzung widmeten sich die Ministrant:innen dem Weihegebet über den Chrisam. Dabei galt das Augenmerk besonders jenen Textpassagen, die sich auf die demnächst zu Firmenden beziehen. Dazu zählt etwa die für sie im Gebet an Gott gerichtete Bitte: „…mache sie durch die Salbung mit dem Chrisam zu einem Tempel, der erfüllt ist vom Duft eines gottgefälligen Lebens.“ Um sich nicht nur inhaltlich-spirituell mit dem Text zu befassen, sondern auch die dort angesprochene sinnliche Dimension zu erfahren, konnten die Ministrant:innen bei der Bereitung der Heiligen Öle für die Messfeier helfen. Sie durften auch den Duft für den Balsam, der dem Chrisam einen Wohlgeruch verleihen soll, dem Öl beimengen. In Verbindung dazu nahm eine Spezialführung im Mariendom die Jugendlichen mit auf eine Entdeckungstour, die sich der Thematik baulich annäherte.
Die Ministrant:innen halfen bei der Zubereitung der Heiligen Öle. Slawomir Dadas, Pfarrvikar der Dompfarre Linz und Domrektor des Linzer Mariendoms unterstützte die Jugendlichen. / © Diözese Linz - Kienberger
Nach der Chrisammesse gab es Gelegenheit zur Begegnung mit Bischof Manfred Scheuer im Dompfarrhof. Dort fand der Tag bei Brioche, Saft und Kaffee seinen Ausklang: Der Bischof erzählte von persönlichen Höhepunkten bei der Feier der Kar- und Osterliturgie, beantwortete die Fragen der Jugendlichen und kam mit den Ministrant:innen über ihren Glauben und ihre Lebensrealitäten ins Gespräch. Als Dankeschön für ihren Dienst überreichte er ihnen kleine Kreuze aus Olivenholz als Schlüsselanhänger.
Das Fazit der Jugendlichen: Der „Maxi-Mini-Tag“ war ein ganz besonderes Erlebnis. „Der Tag war super und hat voll viel Spaß gemacht. Es war toll, mit so vielen Minis gemeinsam zu ministrieren“, so Magdalena (12) aus Wartberg. Auch Sarah (14) aus Wartberg hat „die Messe und die große Gemeinschaft der Minis“ besonders gut gefallen. Stefanie und Marie, beide aus Walding, sind nicht nur von der großen Zahl an Ministrant:innen beeindruckt, sondern auch von den vielen mitfeiernden Priestern und Diakonen. Stefanie: „Die Domführung hat uns auch gefallen. Es war toll, mit der ganzen Gruppe aus der Pfarrgemeinde einen Tag zu verbringen – so etwas haben wir selten. Super, dass wir auch Minis aus anderen Pfarrgemeinden kennenlernen konnten! Besonders schön war auch, dass sich der Bischof für uns Zeit genommen hat. Er hat uns von seinen Erfahrungen vom Ministrieren und von Ostern erzählt.“ Marie ergänzt: „Es ist legendär, dass wir die Öle selbst mischen durften – damit werde ich heuer gefirmt, das ist ganz besonders!“
Bildergalerie: Weitere Bilder vom „Maxi-Mini-Tag“
Gesalbt als Kind Gottes mit königlicher Würde
Das Wort Chrisam bedeutet Salböl. Beim Öl handelt es sich um reines Olivenöl, dem wohlduftender Saft der Balsampflanze beigegeben wird. Die Salbung mit Öl unterstreicht die besondere Würde jedes Menschen als Kind Gottes und macht die besondere Erwählung durch Gott sinnlich erfahrbar. Die Gesalbten sollen spüren, dass Gott sie „mit dem Öl der Freude“ salbt (vgl. Psalm 45,8). Die Salbung nimmt Bezug auf die alttestamentliche Salbung von Königen, Priestern und Propheten, die damit als von Gott Gesegnete ausgezeichnet wurden. Diese alttestamentliche Salbung ist eine Vorausschau auf Jesus Christus als den Gesalbten Gottes (hebräisch: Messias, griechisch: Christos von chrinein = salben), der von sich mit den Worten Jesajas sagt: Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. (Lukas 4,18-19)
Das Chrisamöl, das Krankenöl und das Katechumenenöl / © Diözese Linz - Kienberger
Die drei heiligen Öle und ihre Verwendung
Mit dem Chrisamöl – dem zudem der wohlduftende Saft der Balsampflanze beigeben wird – werden beispielsweise die Tauf- und Firmkandidat:innen gesalbt. Es wird auch bei der Weihe von Priestern und Bischöfen verwendet. Das Chrisamöl erinnert an die Verbundenheit aller Getauften mit Christus, dem Gesalbten.
Darüber hinaus werden damit auch die Wände einer neuen Kirche, Altäre und neue Glocken gesalbt.
Das Krankenöl soll als Gabe von Gottes guter Schöpfung den Kranken in ihren Leiden Heilung bringen, den Leib stärken und beleben. Auf der Stirn und in den Handflächen wird es bei der Feier der Krankensalbung aufgetragen.
Das Katechumenenöl ist jenes Öl, mit dem (speziell erwachsene) Taufwerber:innen (Katechumenen) in der Vorbereitungszeit auf die Taufe (Katechumenat) gesalbt werden – als Bestärkung auf dem Weg zur Taufe, als Schutz und zur Bewahrung vor dem Bösen. Die Salbung soll ihnen Kraft, Entschlossenheit und Weisheit schenken, damit sie „das Evangelium Christi (…) tiefer erfassen und die Mühen und Aufgaben eines christlichen Lebens hochherzig auf sich nehmen“, wie es im Weihegebet heißt.